Volutenkrater – Sog. Asia-Krater (oben: Kampf Griechen und Orientalen | Mitte: Ranken mit Nike und Personifikation der Asia | unten: Schiffslager und Nereidenzug)
Tags
- Herstellung um 340 v. Chr.
Der obere Fries zeigt eine Schlacht zwischen Griechen und Orientalen, vielleicht Amazonen. Die Figuren sind stereotype Charaktere. Ein abgebrochener Speer und eine verlorene Axt – die Waffen der Orientalen – weisen deutlich auf das bevorstehende Ende, den Sieg der Griechen, hin. Die Griechen sind in heroischer Nacktheit dargestellt und sind nur mit Helm, Schild und Schwert gewappnet. Bemerkenswert ist die Rüstung der Orientalen: Sie tragen Bauchpanzer italischen Typs und Helme mit Federn.
Unter diesem Fries folgt ein schmaler Rankenfries mit eingeschobenen Figuren. Erhalten sind eine fliegende Nike, die einen Kranz hält, und eine sitzende, trauernde Frau. Letztere ist durch Graffito Asia benannt. Aufgrund der Positionen der erhaltenen Figuren und der Größe der Ornamente wurden wahrscheinlich mindestens sechs Figuren in den Fries eingesetzt. Die trauernde Asia dürfte Europa zugewandt gewesen sein, wie sie auf einem Fragment des Dareios-Malers in Kopenhagen dargestellt ist.
Der untere Fries wird durch zwei Schiffe geteilt, die unter den Henkeln positioniert sind. Hierbei handelt es sich um eine einzigartige Darstellung. Auf Seite B ist ein Zug von Nereiden mit einer Delphin-Biga, einem Ketos, einem Fisch und einem Hippokamp dargestellt.
Im Gegensatz dazu ist die Seite A schlecht erhalten. Auf der rechten Seite sitzt ein unbekleideter Mann auf einem Stein, seinen Kopf auf den angewinkelten Arm gestützt. Rechts hinter dem Sitzenden liegt ein erschlagener Orientale in einem fein verzierten Kostüm, der aus einer Wunde in der Brust blutet. Links vor dem Sitzenden befinden sich zwei weitere, schlecht erhaltene Figuren: der Oberkörper eines unbekleideten Mannes, der einen Mantel und eine fein verzierte Phrygische Mütze – Tracht der Perser und Orientalen – trägt; sein linker Arm ist zum sitzenden Mann ausgestreckt, während er mit der rechten Hand seine Kopfbedeckung ergreift. Von der zweiten Figur ist nur ein Teil des nackten Körpers zu erhalten. Zwischen den Figuren sind ein Rundschild und ein Speer zu sehen. Die Interpretation des Frieses muss die beiden unterhalb der Griffe dargestellten Schiffe einbeziehen: Sie sind auf den Strand gezogen und mit ihren Rudern abgestützt.
Die Nereiden auf Seite B sind von anderen apulischen Vasenbildern bekannt, in denen sie die neuen Waffen für Achilles bringen und bisweilen von der Nymphe Thetis, der Mutter des Helden, begleitet werden. Daher scheint es plausibel anzunehmen, dass die Schiffe das Lager der Griechen bei Troja darstellen sollen. Bei dem sitzenden Mann könnte es sich um Achilles handeln.
Während die drei Friese in Ikonographie und Komposition recht einfach ausgeführt sind, erhält der Volutenkrater seine Komplexität durch die Kombination der Friese. Die drei Friese stehen in Beziehung zueinander und visualisieren den Konflikt zwischen Griechen und Orientalen: Über der großen mythologischen Schlacht der Ilias unten schweben Nike und die trauernde Asia, die Triumph und Niederlage repräsentieren. Am oberen Ende wird eine namenlose, nicht-mythologische Schlacht dargestellt. Die Darstellung kann mit jenen Vasen des Dareios-Malers in Verbindung gebracht werden, die offenbar von den Feldzügen Alexanders des Großen gegen das Perserreich beeinflusst sind. Nimmt die im Mythos geschilderte Niederlage der Trojaner unten die zukünftige Niederlage der Perser vorweg?
Der Dareios-Maler zählt zweifellos zu den besten Vasenmalern seiner Zeit; seine vielfigurigen Bilder auf monumentalen Vasen verraten aber auch, dass er nicht nur Erzählungen rezipierte, sondern innovativ neue Bilder kreierte. Es dürfte ich um einen der großen intellektuellen Künstler seiner Zeit gehandelt haben.
Zusätzliche Angaben
- Objektart
- Sammlung
- Inventarnummer2003.129Erworben mit Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung
- Herstellung
- Zugeschrieben an Dareios-Maler (Vasenmaler/in) GND
- Zugeschrieben von Schauenburg, Konrad (1921–2011, Wissenschaftler/in) GND
um 340 v. Chr.,- Apulien
- Material
- MaßeGesamt: Durchmesser: 51,3 cm; Höhe: 13,2 cm (unterer Fries); Höhe: 9,5 cm (mittlerer Fries); Höhe: 13,5 cm (oberer Fries); Höhe: 45 cm (erhaltene Gesamthöhe ca. )
- Signatur/MarkeInschrift: Oberhalb der sitzenden Frau des mittleren Bildfrieses: ΑΣΙΑ
- Kategorie
- Keramik (apulisch-rotfigurig)
- Trink- und Schankgeschirr
- Grabbeigaben
- Epoche/Stil
- Spätklassik (Griechische Antike)
- Griechische Antike (apulisch-rotfigurig)
Das Objekt ist gemeinfrei und für die Abbildungen besteht kein urheberrechtlicher Schutz, sie können heruntergeladen und genutzt werden, ohne Erlaubnis einholen zu müssen. Wir bitten Sie darum, dass Sie die Fair Use Empfehlungen berücksichtigen.
Informieren Sie uns bitte gern, wenn Sie Abbildungen verwenden. Bei wissenschaftlicher Nutzung freuen wir uns über die Zusendung eines Belegexemplars oder Links zur Veröffentlichung. Wir empfehlen Ihnen hier, wie Sie korrekte Angaben zum Objekt machen und damit zu seiner Verbreitung beitragen können.
Zitiervorschlag
Wir arbeiten kontinuierlich daran, Informationen zu den Sammlungsobjekten zugänglich zu machen. Bitte beachten Sie, dass die Daten trotzdem unvollständig oder fehlerhaft sein können und eine nicht mehr zeitgemäße oder diskriminierende Sprache aufweisen können. Von den geschätzten 600.000 Objekten ist nur eine Auswahl online verfügbar. Wenn Sie Fragen, Hinweise und Kommentare zu den Objekten haben, freuen wir uns über eine Nachricht.