Sterbender Niobide (Askosfigur)

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  • Herstellung 1. Hälfte 3. Jahrhundert v. Chr.
Die kleine, rundplastisch ausgearbeitete Figur ist auf einer konvex gerundeten Terrakotta-Platte mit kleiner Standleiste und zwei Löchern angebracht. Eine kleine Klammer in der Rückseite der Platte gibt der Figur zusätzlichen Halt.
Dargestellt ist ein nackter, nach links laufender Jüngling. Seine Knie sind gebeugt, der Oberkörper zurück geworfen. Die Arme scheinen an der Platte Halt zu suchen. Der Grund für diese Haltung erschließt sich bei näherer Betrachtung der linken Hüftseite. Hier befindet sich ein kleines Loch, in dem einst ein Pfeil – möglicherweise aus Bronze – appliziert war. Diese Verwundung lässt die Deutung zu, dass es sich hierbei um die Darstellung eines Sohnes der Niobe handelt.
Die thebanische Königin beging einen schicksalhaften Fehler, indem sie sich mit der Göttin Leto (röm. Latona) verglich und mit der Vielzahl ihrer Kinder rühmte. Infolge dieser menschlichen Hybris schickte die Göttin ihre beiden einzigen Kinder Apollon und Artemis, die mit Pfeil und Bogen die Niobiden töteten.

In den gleichen Themenkreis ist auch ein zweiter Niobide (Inv. 1917.976) einzuordnen. Die beiden Figuren stammen aus einem Kammergrab in Canosa, dessen Fundkomplex sechs Gefäße (Askoi) beinhaltete, die mit plastisch ausgeführten Terrakotta-Figuren dekoriert waren. Wie die Löcher zur Anbringung des Reliefträgers nahelegen, schmückte auch diese Niobidenfigur ein solches Grabgefäß. Dieses besaß an der äußeren Gefäßwandung eine umlaufende Leiste, auf der die Standleiste der Terrakotta-Platte aufgesetzt war. Vermutlich gehörte der Niobide zu einem größeren Zyklus mit weiteren Niobidenfiguren, die nach Vorbildern aus der Großplastik angefertigt und in kleineren Gruppen an den Gefäßen angebracht wurden. Thematisch fügt sich die Darstellung des Niobiden gut in den sepulkralen Fundkontext. Sie verweist auf das unumgängliche Schicksal der Menschen, das in den Händen der Götter liegt und die Niobiden aufgrund der Hybris ihrer Mutter, die mit dem Tod ihrer Kinder bestraft wird, vorzeitig ereilte.

Der Verkauf einzelner Gefäße konnte dazu führen, dass ursprünglich zusammengehörende Gruppen getrennt wurden.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Sterbender Niobide (Askosfigur), 1. Hälfte 3. Jahrhundert v. Chr., Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00124076

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