Statuette einer Betenden

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  • Herstellung 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr.
Auf einem zweistufigen Podest steht eine aus einem Stück Alabaster gearbeitete Figur mit vorgestreckten Armen. Der Körper ist gedrungen, der Kopf im Verhältnis zu groß gebildet. Die nackten Füße stehen plan auf dem Sockel. Die Arme sind am Körper angewinkelt vorgestreckt, die Hände geöffnet, der Daumen abgespreizt. Die Finger sind durch einfache Ritzlinien angegeben. Die Figur trägt ein langes, glattes Gewand, das fast bis zu den Füßen reicht. Lediglich der Brustbereich ist ein wenig vorgewölbt. Am Übergang zum Hals ist ein dünner Wulst angegeben.
Der Kopf weist einen nahezu quadratischen Umriss auf. Die Haare bzw. eine Kopfbedeckung waren in anderem Material angestückt. Das Gesicht dominieren eine langgezogene, schmale Nase und die übergroßen Augen. Der Augenumriss sowie die Augenbrauen sind eingeritzt, die Pupille mit einem Bohrer eingetieft. Der geschlossene Mund ist schmal gebildet, die Lippen stehen nur unmerklich vor. Die Ohren sind realistisch gearbeitet. Das Karnat ist fleischig und nicht differenziert.
Das zweistufige Podest weist auf der unteren Ebene eine zweizeilige Inschrift in sabäischer Schrift auf. Auf dem Sockel steht »Azālat, die von Abyadaʽ«. Die Inschrift kennzeichnet die Dargestellte als angeheiratete Frau der Sippe Abyadaʽ, die mehrfach belegt ist.

Die Statuette gehört dem Typus des sog. Beters an. Die Handhaltung entspricht einem Bet- und Bittgestus des Alten Orients. Die kaum merkliche Wölbung der Brust lässt im Gegenteil zu anderen Statuetten eine Frau erschließen. Ob es sich um eine Priesterin, eine Würdenträgerin oder eine private Person handelt, ist nicht zu entscheiden. Es bleibt jedoch anzumerken, dass das wertvolle Material sowie die handwerkliche Arbeit einen gewissen Wohlstand voraussetzten. Statuen dieser Art waren in Gräbern und vor allem Heiligtümern aufgestellt. Die fehlende individuelle Charakterisierung der plastischen Arbeit wird durch die Inschrift am Sockel kompensiert.
Neben solch aufwendigen Skulpturen aus wertvollem Alabaster wurden auch Thronende und Betende aus Ton und Kalkstein geschaffen.

Das Königreich von Saba liegt auf der südarabischen Halbinsel im nordwestlichen Jemen. Die Sabäer erscheinen bereits in einer Inschrift des assyrischen Herrschers Tiglatpilesers III. (745–727 v.Chr.). Es wurde spätestens im 8., vermutlich aber schon im 10. Jahrhundert v. Chr. gegründet und bestand bis in die Spätantike.
Bereits die Bibel berichtet von der Expedition der Königin von Saba zu Salomon, ihrer Schönheit und ihren Reichtümern. An wichtigen Handelsrouten, u. a. der Weihrauchstraße, gelegen, gelangte das sabäische Reich zu großem Wohlstand.
Im Süden der arabischen Halbinsel konnte – abgetrennt durch die Wüstengebiete – eine ganz eigene Kunst entstehen.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Statuette einer Betenden, 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr., Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00127900

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