Madame d'Ora

Selbstbildnis mit Hund

Tags

  • Herstellung um 1927
Wer sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts von d‘Ora porträtieren lässt, verleiht seiner Person einen Hauch französischer Eleganz. Bis in die 1930er Jahre inszeniert sie die Wiener und Pariser Gesellschaft und die Künstlerbohème. Sie fotografiert den Maler Gustav Klimt, die russische Primaballerina Anna Pawlowa, die skandalumwitterte Nackttänzerin Anita Berber und Größen der Modewelt wie Coco Chanel. Im Atelier von d’Ora nimmt man ästhetische Bildnisse entgegen, die einen zeitgemäßen Look ausstrahlen und den Anspruch der Abgelichteten auf einen Platz in der Welt der schönen, gebildeten und berühmten Menschen unterstreichen. Durch die äußerst erfolgreiche Kooperation mit Bild- und Zeitschriftenagenturen erreicht d’Ora mit ihren Bildern eine breite Öffentlichkeit. Ihre Porträts und Modefotografien zeigen den Übergang von aristokratischen Idealen zu einem Bild der „neuen Frau“, das von der Welt des Theaters und Films geprägt ist, die sich in den 1920er Jahren in einer rasend entwickelnden Zeitschriftenkultur verbreitet.

Der zweite Weltkrieg hinterlässt traumatische Spuren in d’Oras Leben. Während des nationalsozialistischen Regimes verschlechterte sich die Auftragslage der jüdischen Fotografin zunehmend, bis ihre Arbeit völlig zum Erliegen kommt. Ihr gemeinsames Haus Doranna in Frohnleiten in der Steiermark müssen sie und ihre Schwester Anna Kallmus zwangsweise verkaufen, ein Jahr darauf steht auch ihr Pariser Atelier zum Verkauf. Anna Kallmus wird 1941 ins Konzentrationslager in Łódź deportiert und kurze Zeit später von den Nationalsozialisten ermordet. Im Exil in Südfrankreich hält sich d’Ora drei Jahre lang versteckt und überlebt. Nach Kriegsende kehrt sie nach Paris zurück und arbeitet wieder als Porträtistin, doch die Erfahrungen des Krieges schreiben sich auch in ihr fotografisches Werk ein. Sie fotografiert in österreichischen Flüchtlingslagern, in Pariser Schlachthäusern und inszeniert den exzentrischen Marquis de Cuevas in morbiden Szenarien. Der Riss in der Oberfläche der Welt des schönen Scheins wird sichtbar. (Cathrin Hauswald)

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Madame d'Ora, Selbstbildnis mit Hund , um 1927, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, © Nachlass Madame d’Ora, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/mkg-e00143072

Wir arbeiten kontinuierlich daran, Informationen zu den Sammlungsobjekten zugänglich zu machen. Bitte beachten Sie, dass die Daten trotzdem unvollständig oder fehlerhaft sein können und eine nicht mehr zeitgemäße oder diskriminierende Sprache aufweisen können. Von den geschätzten 600.000 Objekten ist nur eine Auswahl online verfügbar. Wenn Sie Fragen, Hinweise und Kommentare zu den Objekten haben, freuen wir uns über eine Nachricht.