Hasselmann-Maler

Oinochoe Form I (Mädchen am Brunnenhaus)

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  • Herstellung um 440-430 v. Chr.
Die Form der Kanne ist typisch für das 3.Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. in Attika: Fuß mit Wulst und Hohlkehle, durch ein schmales Band deutlich abgesetzt vom ovoiden Gefäßbauch. Über der fast horizontalen Schulter weitet sich der Hals zur Kleeblattmündung. Der Henkel verläuft in einem hochgezogenen Bogen vom oberen Körper zum Mündungsrand.
Dargestellt ist eine Brunnenszene: An einer Säule ist ein Wasserspeier in Form eines Löwenkopfes angebracht. Darunter steht auf dem Boden eine Hydria, in die das Wasser aus dem geöffneten Löwenmaul fließt (die weiße Deckfarbe nur noch schwach erkennbar). Dem Brunnen zugewandt steht ein Mädchen in langem, gegürteten Gewand. Ihren linken Fuß hat sie auf einen angedeuteten Fels gesetzt, die linke Hand stützt sie auf das Knie; die vorgestreckte, geöffnete rechte Hand weist auf den Brunnen. Oben und unten ist die Szene durch einen Eierstab abgegrenzt.
Häufig finden sich diese Szenen auf Hydrien oder Kalpiden, mithin jenen Gefäßformen, die zum Wasserholen dienten.
Die Szenen am Brunnenhaus sind ein Beispiel für die Komplexität der vermeintlichen Alltagsszenen in der attischen Vasenkunst: Gelegentlich wurde das Aufkommen der Bilder um 530–520 v. Chr. mit der Verbesserung der athenischen Infrastruktur durch den Tyrannen Peisistratos in Verbindung gebracht, der die Wasserzufuhr in die Stadt verbesserte und den Quellen eine architektonische Fassung in Form von Brunnenhäusern gab. Bestimmte Motive auf einigen Vasen, u. a. die Darstellung von Kindern, Männern und Gottheiten oder das Halten von Blüten und Kränzen sowie das Niederlegen von Fleisch – also das Darbringen von Opfern –, gaben zu anderen Deutungen Anlass. Eine Überlegung basiert auf der Überlieferung Herodots, dass in der mythischen Vergangenheit die Athener ihre Jungen und Mädchen zum Brunnen schickten, weil sie keine Diener hatten; eine zweite wollte im umfangreichen Export attischer Vasen nach Etrurien und den dort herrschenden Sitten, die Frauen mehr Freiräume gaben, den eigentlichen Grund dieser Bilder sehen. Als dritte Möglichkeit wurde erwogen, dass die Brunnenhausszenen eine Feier oder ein Ritual des Wassers und seinen Wert für das Leben zeigen. Des Weiteren wurde in der Hydriaphoros (Hydria-Trägerin) eine Repräsentation der jungen, vornehmen Athenerin vermutet, die im Rahmen eines Festes ihren Status änderte.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Hasselmann-Maler, Oinochoe Form I (Mädchen am Brunnenhaus), um 440-430 v. Chr., Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00126081

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