Schilf-Maler

Lekythos (Charon und Verstorbene)

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  • Herstellung um 420 v. Chr.
In der griechischen Antike wurden alle Gefäße für Salb- oder Parfumöle als Lekythen bezeichnet; heute wird der Begriff für diese spezielle Gefäßform verwendet. Um 530/520 v. Chr. wird die sog. weißgrundige Technik entwickelt, die wohl der Imitation wertvollerer Materialen wie Marmor, Alabaster, Straußeneiern oder Elfenbein diente. Zugleich ermöglichte sie eine vielfarbige Bemalung. Die Ikonographie der weißgrundigen Lekythen beherrschen vornehmlich Darstellungen von Grab und Tod.
Die dreifigurige Szene zeigt rechts den Totenfährmann Charon, der die Verstorbenen über den Styx in die Unterwelt übersetzte. Er steht in seinem Kahn am Ufer, das durch Schilf angedeutet wird (und von dem der Vasenmaler seinen Namen erhielt). Bekleidet ist Charon mit einem kleinen Mantel (gr. exomís) und einer Mütze, wie sie bei Fischern und Seeleuten zu finden ist. Er ist bärtig. Mit beiden Händen hält einen Stab. Im Zentrum der Szene sitzt eine Frau an einem Grab. Sie trägt ein kurzärmeliges Gewand, mit dem erhobenen rechten Arm hat sie einen Schleier gelüftet. Der Schleier mag auf eine Hochzeit hindeuten; möglicherweise handelte es sich um eine gerade Verheiratete oder eine noch vor der Hochzeit Verstorbene. Die Grabstele mit einem Dreiecksgiebel und seitlichen Akroteren steht auf einem dreistufigen Podest. Links steht ein bärtiger Mann, der mit einem Himation bekleidet ist. Er ist barfuß, seine rechte Schulter ist entblößt. Er stützt sich auf einen Stab.
Die Szene wird zur Schulter hin von einem Mäanderband abgeschlossen. Die Gefäßschulter ist mit einem Palmettenmotiv verziert.
Die Anwesenheit von Seelengeleitern, z. B. Charon, Hermes oder Hypnos und Thanatos, ist ein häufiges Motiv auf attisch-weißgrundigen Lekythen. Die Figuren geleiteten und führten die Verstorbenen in und auf ihrer Reise zur Unterwelt. In dieser Darstellung ist nicht sicher zu entscheiden, wer der Verstorbene ist, der Mann oder die den Schleier lupfende Frau. So könnte die Frau eine junge Braut sein, die den Verlust ihres Mannes betrauert; denkbar wäre aber auch ein umgekehrtes Verhältnis, dass sich die Frau dem Fährmann offenbart und er sie ins Reich der Toten übersetzen wird.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Schilf-Maler, Lekythos (Charon und Verstorbene), um 420 v. Chr., Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00124397

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