Brooklyn-Budapest-Maler

Glockenkrater (A: Karikatur des Hermes mit Mänade und Satyr | B: Drei Manteljünglinge)

Tags

  • Herstellung um 380-360 v. Chr.
Aufgrund seiner Form wird dieses Gefäß als Glockenkrater bezeichnet. Es diente dem Mischen von Wein und Wasser und kam beim Symposion, einem ritualisierten Trinkgelage vornehmer Männer, zum Einsatz.
Ungewöhnlich und einzigartig ist die Szene auf Seite A: In der Mitte steht eine nach links gewandte männliche Figur, deren Attribute – Kerykeion (Botenstab) in der linken Hand, Petasos (Reisehut) und Stiefel – sie als Gott Hermes ausweisen. In der rechten Hand hält Hermes einen Granatapfel. Um die Schultern ist ein kleines Mäntelchen gelegt. Der ansonsten tief in die Stirn gezogene Petasos ist nach hinten geschoben. Die Gesichtszüge mit spitzer Nase, weit aufgerissenem Auge und verzerrter, geschwungener Augenbraue, die Haltung mit vorquellendem Bauch, staksig dünnen Beinen und einem übergroßen Phallus, an dem ein Kranz hängt, sind ins Groteske verzerrt. Ihm gegenüber steht eine Frau in langem Chiton und sich aufblähendem Mäntelchen. Ihr linkes Bein hat sie angehoben und scheint es beinahe auf einen zwischen ihr und Hermes stehenden Tisch zu stellen, auf dem Pyramis-Kuchen, zwei Brote (?) und weitere Speisen liegen. In der linken Hand hält sie eine Spendenschale, mit der erhobenen rechten streckt sie Hermes einen Kranz entgegen. Von rechts nähert sich tanzend ein nackter Satyr. In der Linken trägt er eine Situla (Eimer), auf der rechten Schulter ist ein großer Thyrsos-Stab, ein Zeichen des Weingottes Dionysos und seines Gefolges, mit zwei Weinreben abgelegt. Die Haare sind mit einer Binde gefasst. Warum ist Hermes eine Karikatur seiner selbst? Handelt es sich um Satyr und Mänade, die Hermes narren? Der beschwingt hinzueilende Satyr scheint des Rätsels Lösung zu sein, denn er verweist die ausgelassene, erotisch aufgeladene Sphäre der Szene in einen dionysischen Kontext – offensichtlich sehr zum Missfallen des Hermes. Dies darf wohl als Hinweis auf eine Komödie oder ein possenhaftes Satyrspiel im Theater verstanden werden, vielleicht aber auch auf scherzhafte, satirische literarische Vorbilder.
Die Seite B ist dagegen mit drei sog. Manteljünglingen recht schlicht gestaltet. Der linken, nach rechts gewandten Figur stehen die beiden anderen gegenüber. Sie sind in lange, den gesamten Körper umschlingende Mäntel gewandet. Der Linke hält eine Strigilis (Schabeisen) in der vorgestreckten rechten Hand. Vor dem rechts Stehenden ist ein Paar Halteres (Sprunggewichte, die beim Weitsprung verwendet wurden) abgebildet. Die Szene spielt demnach im Gymnasion bzw. der Palaistra.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Brooklyn-Budapest-Maler, Glockenkrater (A: Karikatur des Hermes mit Mänade und Satyr | B: Drei Manteljünglinge), um 380-360 v. Chr., Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00127404

Wir arbeiten kontinuierlich daran, Informationen zu den Sammlungsobjekten zugänglich zu machen. Bitte beachten Sie, dass die Daten trotzdem unvollständig oder fehlerhaft sein können und eine nicht mehr zeitgemäße oder diskriminierende Sprache aufweisen können. Von den geschätzten 600.000 Objekten ist nur eine Auswahl online verfügbar. Wenn Sie Fragen, Hinweise und Kommentare zu den Objekten haben, freuen wir uns über eine Nachricht.