Die Geschwister

Theodor und Oscar Hofmeister entdecken neben ihren Berufen als Kaufmann bzw. Justizangestellter in den 1890er Jahren ihre Leidenschaft für die Fotografie. Durch die internationalen Fotografieausstellungen der Hamburger Kunsthalle lernen sie die Wiener Piktorialisten kennen. Ab 1895 präsentieren sie eigene kunstfotografische Exponate und schon bald gelten sie international als Spezialisten für den mehrfarbigen Gummidruck. Die Brüder sind arbeitsteilig tätig: Während Theodor Hofmeister für die Komposition und Bildfindung zuständig ist, kümmert sich Oscar Hofmeister um die technische Umsetzung des Drucks. Es handelt sich dabei um aufwendig gefertigte, von Hand manipulierte Unikate, die sich durch Unschärfe und große Plastizität auszeichnen. Die Brüder Hofmeister drucken dafür verschiedene Gummidrucklagen übereinander und können so die Tonwerte verändern und gleichzeitig mit unterschiedlichen Farben arbeiten. Oft wählen sie für ihre Arbeiten übergroße Formate. Die Kombination aus einem großen Format und dem Verfahren des Gummidrucks führt dazu, dass die Aufnahmen wie Gemälde wirken. Dieser Effekt wird bei „Die Geschwister“ weiter unterstrichen durch die Rahmung mit dem Werk „Elegie“ von Heinrich Wilhelm Müller in Form einer Predella, wie man sie aus der sakralen Kunst kennt. Das MKG besitzt zahlreiche großformatige Gummidrucke der Hofmeisters, die bereits seit 1916 Teil der Sammlung sind. (Cathrin Hauswald).