Schulz, Lavinia
Holdt, Walter

Ganzkörpermaske "Skirnir - der blaue Ritter"

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  • Entwurf um 1921
Das aus schwerem Sperrholz, Pappe und Sackleinen gefertigte Maskenkostüm umschloss seinen darunter verborgenen Tänzer vollständig und lastend, gleich einer historischen Rüstung. Schöpfer dieses sonderbaren Wesens waren Lavinia Schulz und Walter Holdt. Der "Blaue Ritter Skirnir" gehörte zu den ersten Kreationen des Paares, nachdem es das Ensemble der Hamburger "Kampfbühne" verlassen hatte. Dort hatten sie zwischen 1919 und 1921 unter der Leitung von Lothar Schreyer an avantgardistischen Bühnenstücken gearbeitet, in denen zum Teil schon selbstgebaute, kulissenartige Ganzkörpermasken zum Einsatz kamen.
Für ihre eigenen Bühnenprogramme konzentrierte sich das Paar ausschliesslich auf den Tanz in Masken. Es kreiert in der Folge eine einzigartige, expressive Form des Solotanzes, dessen Bewegungen bewußt durch die Formen und Schwere der getragenen Masken beeinflusst wurde.
Als "Ritter Skirnir" verkörperte Walter Holdt eine Heldenfigur aus der nordischen Mythologie. Die aus der "Edda" stammende Sage "Skirnismól" beschreibt die Entsendung des Ritters "Skirnir", um im Namen seines Herren um die Hand der schönen "Gerd" zu werben. Diese wurde von Lavinia Schulz in einem weißen Kostüm aus leichten Gazestoffen getanzt, dessen Leichtigkeit im Kontrast zu der Schwere des Ritterkostüms steht. Dank eines gezeichneten Bühnenbildes, das sich heute im Nachlass von Emil Nolde befindet, konnten die Kostüme einander zugeordnet werden.

In Erinnerung blieb von dem Stück aber vor allem die Maske des "Skirnir". Zu dem ersten Soloabend der Maskentänzer, der am 5. Dezember 1921 im Museum für Kunst und Gewerbe stattfand, schrieb der damalige Direktor Sauerlandt in seinem Nachruf auf das Paar:

„Nur einmal, glaube ich, bei ihrem ersten Auftreten eben hier in diesem Raume, haben sie ganz ungehemmt durch fremde Forderungen zeigen können, was sie wollten. Gerade damals aber noch besonders gehemmt durch die grausame, die Bewegungsfreiheit des Körpers über das Maß belastende Schwere der Ersatzstoffe, die ihnen zum Bau der Masken dienen mussten. Jedem von uns ist es in ergreifender Erinnerung, wie Walter Holdt damals im Dezember 1921 in dem viel zu schweren Kostüm des „Skirnismol“ im ungleichen Kampf nicht nur mit den künstlerischen und seelischen Forderungen der Rolle, sondern auch mit der Überlast der Maske über die Bühne stampfte.“ Athina Chadzis

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Schulz, Lavinia, Holdt, Walter, Ganzkörpermaske "Skirnir - der blaue Ritter", um 1921, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00006898

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