Baltimore-Maler

Fischteller (Drei Fische, eine Muschel, zwei Garnelen)

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  • Herstellung um 320-310 v. Chr.
Griechische Fischteller bilden einen eigenständigen Formentypus, der sich durch einen kräftigen, meist profilierten Fuß, die Tellerfläche mit weit überfallendem Rand, der nach unten umbiegt, sowie einer Vertiefung in der Tellermitte auszeichnet.
Der äußere Rand des Tellers ist mit einem Wellenband (sog. Laufender Hund) verziert. Das Innenbild zeigt drei Fische nach rechts schwimmend; vor dem Fisch mit offenem Maul befindet sich ein ovaler Gegenstand, wohl eine Muschel. Zwischen den beiden anderen Fischen ist jeweils eine stilisierte Garnele zu sehen, die vom tongrundigen Kreis aufsteigend.
Über den Gebrauch der Fischteller besteht bis heute keine Einigkeit: Aufgrund der Bemalung wurde zunächst an eine Funktion als Vorlegeteller für Fischspeisen gedacht. Die Vertiefung in der Mitte des Tellers erfuhr dabei eine unterschiedliche Ausdeutung: Man schlug vor, dass hier ein Näpfchen mit Sauce oder einem Dip platziert werden konnte, um die mundgerecht vorbereiteten Fischhäppchen eintauchen zu können. Es gibt allerdings keine exakt in diese Mulden hinein passenden Gefäße.
Viel eher dürfte die Vertiefung dazu bestimmt gewesen sein, den von den Speisen ablaufenden Sud aufzunehmen.
Nur bei wenigen Stücken ist der Fundkontext bekannt. Das erschwert eine Deutung, die nicht allein vom Objekt selbst ausgeht und sich auf formale oder ästhetische Aspekte beschränkt. Von den Exemplaren, deren Fundort bekannt ist, stammt ein großer Teil aus Gräbern. In Verbindung mit der Meeresmotivik hat man immer wieder Jenseitsdeutungen erwogen: Fische und ihr Lebensraum, der Okeanos, seien als Symbol für die Grenzen der Welt und den damit verbundenen Übergang vom Diesseits in die «Gefilde der Seligen» zu interpretieren.
Ein Graffito auf der Unterseite eines Exemplars aus Olynth hat dazu geführt, dass D. M. Robinson und N. Kunisch den Fischtellern eine gesonderte Verwendung im Rahmen des Symposions zugewiesen haben. Das eingeritzte oxyba[phon] (Essignapf zum Eintauchen) sei mit der literarischen Überlieferung zum Kottabos zu verbinden, einem Trinkspiel, bei dem es darauf ankommt, den Weinrest aus dem Trinkgefäß auf ein schwimmendes Ziel zu schleudern und dieses zu versenken. Weil Fischteller schwimmen können, scheinen sie für dieses Spiel geeignet. Da sich die literarischen Quellen zum Kottabos-Spiel aber weder inhaltlich noch zeitlich besonders gut mit den Fischtellern verbinden lassen, wurde diese Hypothese weitestgehend abgelehnt.
Eine über den praktischen Gebrauch als Teil des Essgeschirrs hinausgehende Deutung lässt sich vor dem heutigen Kenntnisstand nicht überzeugend begründen.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Baltimore-Maler, Fischteller (Drei Fische, eine Muschel, zwei Garnelen), um 320-310 v. Chr., Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00127336

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