Bildnis einer unbekannten Römerin

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  • Herstellung 1. Drittel 3. Jahrhundert
Bemerkenswert an diesem Bildnis ist die 'Helmfrisur', so genannt wegen der steifen Masse des Nackenhaares, das an den Nackenschutz eines Helms erinnert. Dieser Frisurentypus wurde kurz nach 200 n. Chr. von den Kaiserinnen Iulia Domna, Frau des Septimius Severus, und Plautilla, Gattin des Caracalla, eingeführt und war die beliebteste Haartracht der folgenden drei Jahrzehnte.
Im Nackenhaar eingebettet liegt eine sorgsam geflochtene 'Zopfschnecke', deren ungewöhnlich plastische Ausarbeitung besonders auffällt im Vergleich mit den Haarknoten der Frauenporträts des späteren 2. Jahrhunderts. Man mag sich erinnert fühlen an die Kritik Tertullians: "Unmögliche Ungetüme von geflochtenem oder gewelltem Haarwerk legt ihr euch an, bald wie eine Pelzkappe, gleichsam als Futteral für den Kopf, bald hinten als Wulst auf dem Nacken in Form von Brötchen und Schildbuckeln."
Dies trifft jedoch mehr auf die zu jener Zeit häufigeren aufwendig ondulierten Haartrachten zu, denn in starkem Kontrast zum 'Zopfnest', das möglicherweise aus einem falschen Haarteil gebildet wurde, ist die Frisur dieser unbekannten Römerin mit ihrem glatt gekämmten Haar sonst recht einfach. Sie passt damit zu dem allgemein eher schlichten Charakter des Porträts, einer naturalistischen Darstellung einer Frau in mittleren Jahren. Es lässt sich erkennen, dass ein Doppelkinn angedeutet und das Gesicht flächig, fleischig und weich modelliert ist. Der Verzicht auf lineare Härte – charakteristisch für die Severerzeit – ist besonders geeignet, die matronalen Züge der Dargestellten herauszustellen.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Bildnis einer unbekannten Römerin, 1. Drittel 3. Jahrhundert, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00127086

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