Praxiteles

Aphrodite bei der Toilette

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  • Entwurf 2. Hälfte 4. Jahrhundert v. Chr.
  • Herstellung spätes 2. / frühes 3. Jahrhundert n. Chr.
Die ungewöhnlich große Statuette stellt die Göttin Aphrodite / Venus bei der Toilette dar. Die Figur ist flächig und flach gearbeitet. Sie ist aus verschiedenen Teilen zusammengefügt, was die unterschiedlichen Qualitäten der einzelnen Körperpartien erklären mag.
Die Göttin steht in ruhiger Frontalität, beide Arme erhoben. Mit der rechten Hand hält sie den Zipfel ihres um den Unterleib geschlungenen Mantels hoch, so dass er eine Art Folie bildet. Die Linke hielt einen Spiegel. Das rechte Bein ist das Standbein, das linke das Spielbein. An den Füßen trägt Aphrodite Sandalen, deren Riemen in roter Farbe angegeben sind. Unterhalb der Brüste ist ein aufgemaltes Busenband (lat. fascia pectoralis) zu erkennen. Die sehr voluminöse Frisur besteht aus zwölf, vom Mittelscheitel bzw. den Schläfen ausgehenden, gewellten Haarsträhnen, einem 'Krönchen' auf dem Scheitel sowie den frei herabfallenden Locken.
Diese Frisur wurde durch die römische Kaiserin Iulia Domna eingeführt, deren frühe Porträts (Typus Gabii) mit ihren regelmäßig ondulierten Wellen dem Koroplasten als Vorbild dienten. Dies sichert eine Datierung in die severische Zeit, die durch die besondere Augenbildung, die Flachheit und den frontalen Aufbau bestätigt wird.
Die Statuette gehört zu einer größeren Gruppe, die wohl im ionischen Smyrna gefertigt wurde.
Aufgrund verschiedener Indizien wird überlegt, ob die Feierlichkeit der Erscheinung eine berühmte Kultbildgruppe der mittleren Kaiserzeit überliefert.
Da die Statuetten – soweit bekannt – alle aus Gräbern stammen, bietet sich eine Deutung aus dem sepulkralen Bereich an: Die Verstorbene sollte, wenn nicht mit der Gottheit gleichgesetzt, so doch ihr angenähert werden. Venus wird, so Tibull (Gedichte I, 3, 57-58), den Menschen, der ihr ergeben war, nach dem Tod zu den elysischen Gefilden führen. Dahinter steht die römische Vorstellung, die vor allem Catull überliefert, dass jeder Mann seinen Genius, jede Frau ihre eigene Iuno oder Venus habe.

Zusätzliche Angaben

Zitiervorschlag

Praxiteles, Aphrodite bei der Toilette, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/object/dc00126506

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