Weibliche Gliederpuppe

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  • Production 1. Viertel 4. Jahrhundert v. Chr.
Weibliche Gliederpuppe, bestehend aus vollplastischem Rumpf mit Oberschenkeln, dem einzeln gearbeiteten Kopf mit kleinem Brennloch und den separat geformten Armen und Unterschenkeln mit Füßen. Arme und Beine waren mit dem Körper beweglich verbunden.
Das schmale, spitznasige Gesicht der Puppe ist von einer reichen Lockenpracht umrahmt; das Kopftuch ist vorn zu zwei hörnerartigen Zipfeln zusammengebunden.
Terrakottapuppen mit beweglichen Gliedern sind in Griechenland vom frühen 5. Jahrhundert v. Chr. an nachzuweisen. Ein älterer Typus ist mit kurzem Chiton bekleidet, trägt lange Haare und auf dem Kopf einen Polos. Dieser Typus entstand wohl in Korinth, verbreitete sich aber in der gesamten griechischen Welt. Der jüngere Typus, dem diese Figur zuzurechnen ist, wurde im späten 5. Jahrhundert v. Chr. geschaffen und hielt sich durch das gesamte 4. Jahrhundert v. Chr. Die Figuren sind nackt und besser modelliert, die Unterschenkel beweglich im Kniegelenk angesetzt. Statt des Polos tragen sie häufig eine Haube sowie eine modische Frisur.
Lange wurde vermutet, es könne sich um Spielzeug handeln, doch dagegen sprechen die filigrane Ausführung und die einzig unterhalb der Knie gegebene Beweglichkeit der Beine. Vielmehr dürfte es sich um in Heiligtümern aufgehängte Weihgaben gehandelt haben: In Platons Werk Phaidros unternehmen Sokrates und der besagte Phaidros einen Spaziergang im Heiligtum am Athener Flüsschen Ilissos. Hier nehmen sie in den Bäumen aufgehängte Figuren wahr, die im leichten Lufthauch fein klappert und klirren – der dem Flussgott Acheloos und den Nymphen geweihte Heiligtum wird zu einem magischen Ort.

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Weibliche Gliederpuppe, Museum for Kunst and Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/en/object/dc00123533

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