Holmos

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  • Production 3. Viertel 7. Jahrhundert v. Chr.
Charakteristisch für einen sogenannten Holmos ist seine Form mit weit ausladendem Trichter, kleinem kugelförmigen Mittelteil und glockenförmigem Unterteil. Das Gefäß wirkt beinahe wie ein stark abstrahierter menschlicher Körper, auf dessen Kopf eine Schale balanciert wird.
Dieser Holmos weist eine reich geritzte und gestempelte Dekoration auf, die den Gefäßständer in mehreren Registern schmückt. Tier- und Ornamentfriese werden von jeweils drei Reihen konzentrischer Kreise mit Mittelpunkt voneinander getrennt. Dazu umringen je vier plastische Tierköpfe das Mittel- und Unterteil. Dargestellt sind Pferde, Fabeltiere mit Flügeln oder Hörnern, katzenartige Tiere und in den Freiräumen Tierprotomen. Markant sind die überlängten schlanken Beine, die stilisierten Körper und der kleine Kopf. Die Gestaltung der Tiere und Fabelwesen erinnert stark an die in Griechenland zu Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. einsetzende Orientalisierende Phase, in der die kantige geometrische Kunst von geschwungenen Formen abgelöst und um Binnendekorationen, Blütenmotive und überirdische Wesen wie die Sphinx bereichert wurde.
Der Holmos ist eine eindrucksvolle italische Kreation. Er diente als Gefäßständer für einen großen Kessel, in dem wohl Wein und Wasser gemischt und an Gäste eines Festes ausgeschenkt wurden. Als Vorbilder dienten orientalische Metallständer und Kessel aus dem syrisch-urartäischen Raum.
Benannt nach einem Fundort nahe Bologna hatte sich ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. die Villanova-Kultur im vorrömischen Italien herausgebildet und ausgebreitet. Die Toskana war ein wichtiges Zentrum dieser frühen Kultur. Kennzeichnend waren u. a. Brandbestattungen in Gefäßurnen, die Beigabe von Bronzewaffen und -rüstungen sowie eine bräunliche Keramik, die als Impasto-Ware bezeichnet wird. Mitunter unwirklich wirken manche Formen, die zunächst mit geometrischen Mustern, schließlich auch mit Vögeln, Pferden und Fabelwesen verziert wurden. Vor allem das Eisenerz der italienischen Berge lockte, und so kam es seit dem Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. vermehrt zu Kontakten mit Griechen und Phöniziern. Die Reisenden und Händler brachten neben Tauschwaren auch ihre Sitten und Gebräuche, ihre Vorstellungen und Bilder mit, die übernommen, adaptiert oder umgeformt wurden.

Bei Untersuchungen im Jahr 2012 stellte sich heraus, dass das Unterteil des Holmos eine auffällig große Wandungsstärke aufwies. Ein vorsichtiger Abtrag der übermalten Bruchkanten im Inneren ergab, dass sich hier weitere, nicht zugehörige Scherben befanden, die mit Gips und Zeitungspapier zur Festigung eingebracht worden waren. Die Reste des Zeitungspapiers legen nahe, dass diese alte Rekonstruktion um oder kurz nach 1900 in Italien erfolgte. Zur weiteren Untersuchung wurde das Gefäß vollständig zerlegt. Die Abbildung zeigt den Zustand vor der Untersuchung.

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Holmos, 3. Viertel 7. Jahrhundert v. Chr., Museum for Kunst and Gewerbe Hamburg, Public Domain, Online: https://www.mkg-hamburg.de/en/object/dc00127853

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